· 

Beitragsreihe im Frühjahr: Mobbing und Bullying – Die unsichtbaren Wunden der Seele

Mobbing und Bullying sind Phänomene, die leider viel zu häufig auftreten und zumeist so lange unsichtbar sind, so lange man nicht zu den Betroffenen zählt – sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder sogar innerhalb der eigenen Familie. Oft werden die Begriffe „Mobbing“ und „Bullying“ synonym verwendet, doch es gibt durchaus Unterschiede. Während Bullying sich meist auf direkte, körperliche oder verbale Angriffe bezieht und häufiger unter Kindern und Jugendlichen auftritt, ist Mobbing subtiler und schließt auch indirekte Formen wie sozialen Ausschluss, Gerüchte oder Sabotage ein. Mobbing findet zudem häufiger unter Erwachsenen statt, etwa am Arbeitsplatz oder in Vereinen. Gemeinsam ist beiden Formen, dass sie auf eine Schädigung und Einschüchterung des Opfers abzielen und mit einem Machtgefälle einhergehen. Unabhängig von der genauen Definition ist jedoch entscheidend, dass sowohl Mobbing als auch Bullying inakzeptable Formen von Gewalt sind, die großes Leid verursachen und entschieden bekämpft werden müssen. Die systematische Erniedrigung, Ausgrenzung und Drangsalierung durch andere fügt den Betroffenen tiefe seelische Wunden zu, die oft ein Leben lang nachwirken können.

Foto von Sam Moghadam auf Unsplash
Foto von Sam Moghadam auf Unsplash

Mobbing beginnt meist schleichend und unterschwellig. Es kann mit scheinbar harmlosen Sticheleien oder Hänseleien anfangen, die aber nach und nach an Intensität und Bösartigkeit zunehmen. Die Opfer werden gezielt isoliert, bloßgestellt und in ihrer Würde verletzt. Sie erleben sich als ohnmächtig und ausgeliefert, was zu massiven psychischen Belastungen führen kann. Die Folgen von Mobbing sind vielfältig und können von Angstzuständen, Depressionen und Schlafstörungen bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen und Suizidgedanken reichen. Betroffene verlieren oft das Vertrauen in sich selbst und andere, ziehen sich zurück und haben Schwierigkeiten, neue Beziehungen aufzubauen.

Mobbing hat dabei nichts mit der Persönlichkeit oder dem Verhalten des Opfers zu tun. Vielmehr sind es die Täter:innen, die aus eigenen Unsicherheiten, Neid oder Machtstreben heraus agieren. Oft spielt auch die Dynamik der Gruppe eine Rolle, in der Mitläufer:innen aus Angst vor Ausgrenzung mitmachen oder wegschauen. Die Ursachen für Mobbing sind dabei stets komplex und lassen sich nicht auf einen einzelnen Faktor reduzieren. Oft spielen Macht- und Hierarchiegefälle eine Rolle, etwa wenn Vorgesetzte ihre Position ausnutzen oder Schüler:innen andere aufgrund von Andersartigkeit ausgrenzen. Auch ein Klima der Angst, Verunsicherung oder Überforderung kann Mobbing begünstigen, ebenso wie fehlende Wertschätzung, mangelnde Führung oder unklare Regeln.

Foto von Kristina Tripkovic auf Unsplash
Foto von Kristina Tripkovic auf Unsplash

Zusätzlich gefährlich ist, dass Mobbing viele Gesichter hat und in unterschiedlichen Formen auftreten kann. Dazu gehören beispielsweise verbale Attacken wie Beleidigungen, Drohungen oder Gerüchte, aber auch subtilere Formen wie das Vorenthalten von Informationen, das Verweigern von Zusammenarbeit oder das Verbreiten von Lügen. Auch körperliche Übergriffe, Cybermobbing oder das Zerstören von Eigentum können Teil des Mobbings sein, wobei Cybermobbing eine besonders heimtückische Form des Mobbings ist, die in den letzten Jahren durch die Allgegenwart sozialer Medien stark zugenommen hat. 

Foto von Bermix Studio auf Unsplash
Foto von Bermix Studio auf Unsplash

Anders als beim „klassischen“ Mobbing sind die Opfer von Cybermobbing rund um die Uhr und überall erreichbar – selbst in den eigenen vier Wänden. Die Anonymität des Internets senkt die Hemmschwelle der Täter:innen und erschwert es den Opfern, sich zu wehren oder die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Folgen von Cybermobbing sind oft besonders schwerwiegend, da die Angriffe eine große Reichweite haben, schwer zu kontrollieren sind und die Opfer das Gefühl haben, nirgendwo mehr sicher zu sein. Umso wichtiger ist es, dass Eltern, Schulen und Arbeitgeber:innen für das Thema sensibilisiert sind, klare Regeln für den Umgang miteinander aufstellen und Betroffenen schnell und entschieden zur Seite stehen. Um Mobbing frühzeitig zu erkennen und einzudämmen, ist es wichtig, aufmerksam zu sein und Warnsignale ernst zu nehmen. Dazu gehören plötzliche Verhaltensänderungen, sozialer Rückzug, Leistungsabfall oder psychosomatische Beschwerden. Betroffene brauchen die Gewissheit, dass sie mit ihrem Leid nicht alleine sind und dass es Unterstützung gibt.

 

Eine Möglichkeit, die Folgen von Mobbing aufzuarbeiten und neue, positive Beziehungserfahrungen zu machen, ist die Gruppentherapie. Wie diese dabei helfen kann, die Wunden zu heilen, erfahren Sie im nächsten Teil dieser Beitragsreihe.

Logo zentrumerle-psychotherapie

 

Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

 Tel.:0664 8937 872

office@psychodramatikerin.at

 

 

© Copyright sämtlicher Texte und Inhalte: Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

 Die Inhaberin dieser Webseite behält sich vor, gegen jede Art der Übernahme und Verwertung durch Einzelpersonen und/oder andere Institutionen rechtliche Schritte einzuleiten.