Im August habe ich die Thematik der „Dankbarkeit zur Überwindung von Traumata und Depressionen“ aufgegriffen. Diesmal möchte ich allgemeiner formulieren, welche Möglichkeiten wir haben, um die Fähigkeit, Dankbarkeit zu empfinden, zu trainieren.
Im Kern geht es bei Dankbarkeit darum, das Leben als Geschenk zu betrachten. Jeder Atemzug, jeder Moment, jede Begegnung mit einem lieben Menschen – all das sind Gründe, dankbar zu sein. Dankbarkeit heißt, sich auf das zu fokussieren, was wir haben, anstatt auf das, was uns fehlt. Studien haben gezeigt, dass die regelmäßige Praxis der Dankbarkeit unser Wohlbefinden steigern kann. Menschen, die beispielsweise täglich Dankbarkeitstagebuch führen, berichten von mehr positiven Emotionen, besseren Beziehungen und sogar einer stärkeren Immunfunktion.
Doch in einer schnelllebigen Welt voller Herausforderungen und Stress fällt es oft schwer, innezuhalten und das Gute im Leben zu sehen. Genau hier kann die Praxis der Dankbarkeit eine wertvolle Unterstützung dabei sein, den Fokus auf das Positive zu richten, Erfüllung zu finden und mehr Freude im Alltag zu erleben. Aber wie können wir lernen, täglich mehr Dankbarkeit zu empfinden? Ich habe zehn praktische Tipps formuliert, die Ihnen helfen können, Dankbarkeit zu kultivieren und zu spüren.
Praktische Tipps, um Dankbarkeit zu kultivieren und zu spüren
1. Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch: Nehmen Sie sich jeden Abend ein paar Minuten Zeit und notieren Sie drei Dinge, für die Sie an diesem Tag dankbar waren. Das können kleine Momente sein wie ein leckeres Essen, ein herzliches Lächeln oder ein erfüllendes Gespräch mit einem lieben Menschen. Durch das regelmäßige Aufschreiben richten Sie Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf das Positive und trainieren Ihren Blick für die guten, alltäglichen Dinge im Leben.
2. Sagen Sie „Danke“: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, häufiger „Danke“ zu sagen – zu Ihren Mitmenschen, aber auch zu sich selbst. Bedanken Sie sich für die kleinen Gesten im Alltag, für die Hilfsbereitschaft anderer oder für Ihre eigenen Leistungen und Bemühungen. Indem Sie Ihre Wertschätzung ausdrücken, vertiefen Sie Ihre Beziehungen und stärken gleichzeitig Ihr Gefühl der Dankbarkeit.
3. Üben Sie Achtsamkeit: Achtsamkeit und Dankbarkeit gehen Hand in Hand. Indem Sie bewusst im gegenwärtigen Moment leben und Ihre Sinne für die Schönheit des Augenblicks öffnen, entdecken Sie unzählige Gründe für Dankbarkeit. Nehmen Sie sich Zeit, den Sonnenuntergang zu betrachten, den Duft einer Blume wahrzunehmen oder die Wärme einer Tasse Tee in Ihren Händen zu spüren. Je mehr Sie im Hier und Jetzt verweilen, desto leichter fällt es Ihnen, dankbar zu sein. Lesen Sie dazu auch meinen Beitrag „Positive Psychologie und ihre Möglichkeiten“.
4. Erinnern Sie sich an überwundene Herausforderungen: Gerade in schwierigen Zeiten fällt es oft schwer, dankbar zu sein. Doch genau dann kann es hilfreich sein, sich an bereits gemeisterte Herausforderungen zu erinnern. Machen Sie sich bewusst, welche Hürden Sie in der Vergangenheit überwunden haben und welche Stärken und Ressourcen Ihnen dabei geholfen haben. Diese Erkenntnis kann Ihnen Mut und Zuversicht schenken und Ihre Dankbarkeit für Ihre eigene Widerstandskraft stärken.
5. Teilen Sie Ihre Dankbarkeit mit anderen: Dankbarkeit hat eine ansteckende Wirkung. Wenn Sie anderen von den Dingen erzählen, für die Sie dankbar sind, laden Sie sie ein, ebenfalls nach Gründen für Wertschätzung zu suchen. Tauschen Sie sich mit Freund:innen und Familie über die schönen Momente des Tages aus oder schreiben Sie jemandem eine Dankeskarte, um Ihre Wertschätzung auszudrücken. Gemeinsam lässt sich leichter eine Atmosphäre der Dankbarkeit schaffen.
6. Feiern Sie Ihre Erfolge: Oft sind wir schnell dabei, unsere eigenen Leistungen und Erfolge als selbstverständlich abzutun. Nehmen Sie sich stattdessen die Zeit, Ihre Errungenschaften – egal ob groß oder klein – bewusst zu feiern. Machen Sie sich klar, welche Anstrengungen und Bemühungen hinter Ihren Erfolgen stecken und seien Sie dankbar für Ihre eigenen Fähigkeiten und Ihr Durchhaltevermögen.
7. Üben Sie Dankbarkeit für die Herausforderungen: Es klingt vielleicht paradox, aber auch in Schwierigkeiten können wir Gründe für Dankbarkeit finden. Fragen Sie sich, welche Lernerfahrungen und Wachstumschancen in einer Herausforderung stecken könnten. Vielleicht entwickeln Sie neue Fähigkeiten, entdecken verborgene Stärken oder knüpfen wertvolle Beziehungen. Indem Sie auch das Schwierige mit einem Blick der Dankbarkeit betrachten, gewinnen Sie neue Perspektiven und innere Stärke.
8. Praktizieren Sie Dankbarkeitsmeditation: Meditation kann ein wirkungsvoller Weg sein, um Dankbarkeit zu kultivieren. Nehmen Sie sich zum Beispiel täglich ein paar Minuten Zeit für eine geführte Dankbarkeitsmeditation. Lenken Sie dabei Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf die Dinge, Menschen und Erfahrungen, für die Sie dankbar sind. Spüren Sie die Wertschätzung und Freude in Ihrem Körper, und lassen Sie diese Gefühle mit jedem Atemzug wachsen.
9. Engagieren Sie sich für andere: Dankbarkeit und Großzügigkeit sind eng miteinander verbunden. Indem Sie etwas von Ihrer Zeit, Ihren Fähigkeiten oder Ressourcen an andere weitergeben, vertiefen Sie Ihr Gefühl der Verbundenheit und Wertschätzung. Engagieren Sie sich ehrenamtlich, unterstützen Sie Ihre Mitmenschen oder setzen Sie sich für eine Sache ein, die Ihnen am Herzen liegt. Die Erfahrung, etwas Gutes bewirken zu können, wird Ihre Dankbarkeit für das eigene Leben stärken.
10. Seien Sie geduldig mit sich selbst: Dankbarkeit ist eine Praxis, die Zeit und Geduld erfordert. Es ist völlig normal, wenn es Ihnen an manchen Tagen schwerer fällt, dankbar zu sein als an anderen. Seien Sie nachsichtig mit sich selbst und erinnern Sie sich daran, dass jeder Moment der Dankbarkeit ein wertvolles Geschenk ist, das Ihr Leben bereichert.
Die Kultivierung von Dankbarkeit kann viele wunderbare Entdeckungen mit sich bringen. Meine zehn Tipps können Sie Schritt für Schritt dabei anleiten, mehr Dankbarkeit in Ihrem Alltag zu erleben und zu spüren. Lassen Sie sich von der Freude und Erfüllung, die aus der Wertschätzung des Lebens erwachsen, inspirieren und begleiten. Dankbarkeit ist ein Schlüssel zu einem glücklicheren, zufriedeneren und sinnerfüllteren Leben – einem Leben, in dem die kleinen und großen Geschenke des Daseins jeden Tag aufs Neue erstrahlen dürfen.