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Dankbarkeit als Weg zur Überwindung von Traumata und Depressionen

In der heutigen schnelllebigen und oft herausfordernden Welt sind Depressionen und Traumata leider keine Seltenheit mehr. Viele Menschen fühlen sich von ihren Erlebnissen erdrückt und sehen keinen Ausweg aus ihrer Situation. Doch es gibt Hoffnung. Einer der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen liegt in der Kultivierung von Dankbarkeit.

Foto von Marcos Paulo Prado auf Unsplash

Der bekannte Psychiater und Holocaust-Überlebende Viktor Frankl hat in seinen Werken eindringlich beschrieben, wie essenziell Dankbarkeit selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens sein kann. Trotz der unvorstellbaren Qualen und Traumata, die er in Konzentrationslagern erleiden musste, fand er Trost und Kraft in der Wertschätzung der kleinen, schönen Dinge des Lebens. Die Erinnerung an erfüllende Beziehungen und berührende Naturerlebnisse half ihm, die Torturen zu überstehen. Seine Erfahrungen zeigen, dass eine tiefe innere Dankbarkeit ein grundlegender Schutz gegen Traumafolgen und ein wirksamer Bewältigungsmechanismus sein kann.

 

 

Auch der bewegende Film La vita è bella (Das Leben ist schön) veranschaulicht die Macht der Dankbarkeit und der Liebe zum Leben. In einer scheinbar aussichtslosen Situation im Konzentrationslager gelingt es einem Vater, seinem Sohn eine utopische Welt vorzuspielen. Aus seiner tiefen Dankbarkeit für das Leben selbst schöpft er die Kraft, das Unsägliche zu überwinden.

Fokus weg von den negativen Erlebnissen hin zu den schönen Dingen lenken

Diese Erkenntnisse haben wichtige Implikationen für die therapeutische Arbeit mit traumatisierten und depressiven Klient:innen. Wesentlich ist es, den Fokus weg von den negativen Erlebnissen hin zu den Dingen zu lenken, für die wir dankbar sein können. Statt sich ausschließlich auf das erlittene Leid zu konzentrieren, sollten wir unseren Blick auf die Ressourcen richten, die uns helfen können, dieses Leid zu überwinden.

Foto von Debby Hudson auf Unsplash

Eine ressourcenorientierte Arbeit ist dabei wichtig. Als Therapeutin ist es meine Aufgabe, gemeinsam mit meinen Klient:innen deren Stärken bewusst zu machen und sie dabei zu unterstützen, diese optimal einzusetzen. Ich bemühe mich, niemanden in seinen Defiziten verhaften zu lassen, sondern ermutige Menschen, ihre positiven Seiten zu erkennen und weiterzuentwickeln. Auch die therapeutische Beziehung selbst kann dabei eine Quelle der Dankbarkeit sein. Klient:innen sind Therapeut:innen dankbar für Unterstützung und offene Ohren, während Therapeut:innen ihren Klient:innen für ihre Offenheit, Authentizität und ihr Vertrauen dankbar sind. Dieses gegenseitige Geben und Nehmen schafft – wie überall im Leben – eine Atmosphäre der Wertschätzung, die den Heilungsprozess maßgeblich unterstützen kann.

Dankbarkeit und Resilienz: Die Kunst, das Gute im Leben zu schätzen

Dankbarkeit ist eine tiefgreifende Lebenseinstellung, die es uns ermöglicht, das Gute in unserem Leben wahrzunehmen und wertzuschätzen. Dankbare Menschen betrachten das Leben als ein Geschenk und fokussieren sich auf das, was sie haben, anstatt auf das, was ihnen fehlt. Studien zeigen, dass die regelmäßige Praxis der Dankbarkeit unser Wohlbefinden steigern kann. Dankbarkeit ist eng verbunden mit Achtsamkeit – indem wir bewusst durch unser Leben gehen und die kleinen Freuden des Alltags wahrnehmen, können wir eine tiefe Dankbarkeit entwickeln. Sie erlaubt uns, neben den Herausforderungen auch das Gute zu sehen und gibt uns Kraft, Hoffnung und Zuversicht zu bewahren. Ganz bedeutsam, um Dankbarkeit empfinden zu können, ist die Fähigkeit zur Resilienz (mehr dazu finden Sie in meiner Themenreihe „Resilienz: Das ‚Immunsystem‘ der (Kinder-)Seele stärken).

Foto von Marcos Paulo Prado auf Unsplash

Doch wie erkennen wir, ob wir wirklich Dankbarkeit empfinden? Die Antwort liegt in unseren Emotionen. In einer Gesellschaft, in der die übermäßige Beschäftigung mit virtuellen Medien und Räumen nachweislich zu einer Einschränkung der Emotionalität führt, ist es umso wichtiger, auf unsere Gefühle zu achten. Dankbarkeit ist keine rein kognitive Variable, sondern etwas, das wir zutiefst spüren. Indem wir unseren Blick auf die positiven Aspekte des Lebens richten und unsere Ressourcen stärken, können wir innere Stärke und Widerstandskraft entwickeln. Abhängig von den individuellen Herausforderungen jedes Menschen ist es jedoch wichtig, Vorsicht walten zu lassen und Dankbarkeit nicht falsch zu verstehen. In akuten missbräuchlichen Situationen sollten wir Traumata keinesfalls bagatellisieren oder gar die Dankbarkeit als Verpflichtung missverstehen. Gerade in Abhängigkeitsverhältnissen kann dies gefährlich sein.


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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

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