In einer Welt, die sich im ständigen Wandel befindet, ist die Klimakrise zu einem zentralen Thema geworden. „Klimaangst“ ist ein Begriff, der die tiefe Sorge um die Zukunft unseres Planeten beschreibt, und der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Angst ist jedoch nicht nur eine emotionale Reaktion, sondern auch ein Weckruf, der zum Handeln auffordert. Indem wir diese Ängste anerkennen und in positive Aktionen umsetzen, können wir dazu beitragen, eine nachhaltigere und hoffnungsvollere Zukunft zu gestalten.
Die Realität des Klimawandels
Klimawissenschaftler:innen warnen seit Jahrzehnten vor den Folgen des Klimawandels. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) stellt in seinem Bericht aus dem Jahr 2022 fest, dass der menschliche Einfluss auf das Klima unbestreitbar ist und dringende Maßnahmen erfordert. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, extreme Wetterereignisse und der steigende Meeresspiegel sind nur einige der sichtbaren Zeichen dieser Krise. (Vgl. IPCC online)
Was ist Klimaangst?
Klimaangst spiegelt die wachsende Besorgnis über diese Veränderungen wider. Sie manifestiert sich in Gefühlen der Machtlosigkeit, Trauer und sogar Wut und ist eine natürliche, emotionale Reaktion auf eine bedrohliche Situation. Klimaangst umfasst nicht nur die Sorge um die eigene Zukunft, sondern auch jene um kommende Generationen. „Besonders vulnerabel sind all jene, die sich intensiv mit der Klimakrise beschäftigen. Zur sogenannten Risikogruppe zählen Aktivist:innen, Klimaforscher:innen und all jene, die sich viel mit der Klimakrise auseinandersetzen. Im Fachmagazin „The Lancet“ wird zudem betont, dass bei Kindern und Jugendlichen häufiger solche Ängste beobachtet werden.“ (Hybner, online)
Der Standard hat bereits im Jahr 2019 auf das zunehmende Problem der Klimaangst, insbesondere unter jungen Menschen, hingewiesen. Die Universität Yale hatte damals eine Umfrage durchgeführt und sechs verschiedene Reaktionsgruppen auf den Klimawandel identifiziert – „von beunruhigt bis verleugnend“. Verschiedene demografische Gruppen reagieren unterschiedlich auf den Klimawandel und seien grundsätzlich „bunt gemischt, sagt Leiserowitz [Anm.: Leiter des Yale-Programms für Klimawandel-Kommunikation] – bis auf die Gruppe der Klimawandel-Leugner. Dort seien ‚gebildete konservative weiße Männer‘ eindeutig in der Mehrheit.“ (Der Standard, online)
Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Eine SINUS-Umfrage (2021/22) zeigt, dass viele Jugendliche Angst vor dem Klimawandel haben. Die Studie offenbart, dass Jugendliche aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung und noch nicht voll entwickelten Gehirnstrukturen emotionaler auf den Klimawandel reagieren. Klimaangst wird nicht als psychische Erkrankung eingestuft, sondern als natürliche Reaktion auf eine globale Bedrohung angesehen. (Vgl. Barmer, online) Auch Flavia Gosteli, Präsidentin des Umweltpsychologievereins IPU, erklärt, dass diese Angst durch Ohnmacht und Unsicherheit über die Zukunft verursacht werde und keine offizielle Diagnose sei. Dennoch könne sie unleugbar erheblichen Stress verursachen. (Vgl. Arlauskaite, online)
Die Auswirkungen der Klimaangst auf die psychische Gesundheit können dabei erheblich sein. Studien der American Psychological Association (APA) zeigen, dass anhaltende Sorgen um den Klimawandel zu chronischem Stress, Angstzuständen und Depressionen führen können. Diese emotionalen Belastungen sind besonders bei jungen Menschen ausgeprägt, die sich Sorgen um ihre Zukunft in einer sich verändernden Welt machen. (Vgl. Schreiber, online)
Positive Handlungsansätze
Klimaangst wird als notwendige Reaktion auf eine globale Krise gesehen. (Vgl. Hybner, online) Klimaangst kann damit ein Katalysator für positives Handeln sein. Indem Menschen ihre Sorgen in konstruktive Aktivitäten umwandeln, können sie etwas bewegen. Das kann durch individuelle Maßnahmen wie die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks oder durch Engagement in Gemeinschaftsprojekten erfolgen. Wesentlich sind auch hier Selbstfürsorge, Achtsamkeit und die Schaffung positiver Handlungsmöglichkeiten als Bewältigungsstrategien.
Klimapsychologin Katharina van Bronswijk erklärt, dass die Klimakrise bei vielen Menschen Gefühle wie Angst und Panik auslöst, besonders bei Jugendlichen. Sie betont, dass Emotionen wie Angst einen evolutionären Sinn haben, um zum Handeln zu motivieren. Die Mehrheit der Bevölkerung möchte bereits klimaschonender leben, obwohl oft eine Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln besteht. Van Bronswijk appelliert diesbezüglich für mehr Kooperation und hoffnungsvolle Medienberichterstattung. (Vgl. Lehner, online)
ClimateMind, eine Beratungs- und Weiterbildungsagentur rund um die Themen Klimapsychologie und Klimakommunikation, fasst drei drei Wege aus der Klimaangst zusammen (CimateMind, online):
1. Austausch gegen Überwältigung: Durch Gespräche mit nahestehenden Personen oder Engagierten in der Klimabewegung kann man sich austauschen und Hoffnung sowie Orientierung gewinnen.
2. Gemeinsam aktiv werden: Engagement in der Klimabewegung oder politisches Handeln stärkt das Selbstwirksamkeitsgefühl und kann Klimaangst reduzieren. Handeln mit und für andere ist hierbei zentral.
3. Auf eigene Ressourcen achten: Es ist wichtig, auf sich selbst zu achten und nachhaltig zu agieren, um effektiv gegen die Klimakrise vorzugehen, ohne auszubrennen.
Wie weitermachen?
Im Kampf gegen die Klimaangst ist es entscheidend, sich zu informieren, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Dies kann durch alltägliche Maßnahmen wie die Verringerung des Energieverbrauchs, die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel und den bewussten Konsum erreicht werden. Jede kleine Handlung in Richtung Nachhaltigkeit zählt.
Beginnen Sie damit, sich über vertrauenswürdige Quellen über den Klimawandel zu informieren. Dieses Wissen hilft, Ängste einzuordnen und motiviert zu handeln.
Akzeptieren Sie Ihre Gefühle, sprechen Sie darüber und schaffen Sie durch konkrete Handlungen Hoffnung für Sie selbst und für andere.
Zudem ist politische Partizipation unerlässlich. Ihre Stimme kann Veränderungen bewirken. Unterstützen Sie Politiker:innen und Initiativen, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Dies erhöht den Druck auf Entscheidungsträger:innen, umweltfreundlichere Ansätze zu verfolgen.
Durch diese Ansätze können wir nicht nur unsere Klimaangst bewältigen, sondern auch einen aktiven Beitrag zum Schutz unseres Planeten leisten. Vergessen Sie allerdings nicht auf Selbstfürsorge. Techniken wie Meditation und Yoga können helfen, mit dem Stress umzugehen, der durch Klimaangst verursacht wird. Lassen Sie sich nicht von der Sorge um den Klimawandel überwältigen (lesen Sie hier meinen Artikel „Mit toxischem Stress umgehen lernen“), und scheuen Sie nicht davor zurück, in schwierigen Zeiten (professionelle) Unterstützung einzuholen.
Bei Fragen bin ich gern für Sie da.
Frohe Festtage und seien Sie gut zu sich,
Ihre
Michaela Legl-Bruckdorf
Literatur:
Arlauskaite, Akvile (2022): Climate Anxiety: Wenn die Sorgen ums Klima zur Angst werden. Online: https://fokus.swiss/lifestyle/gesundheit/climate-anxiety-klimawandel-ipu [11.12.23]
Barmer (2021/22): Wie verbreitet ist Klima-Angst? Ergebnisse der SINUS-Jugendumfrage. Online: https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/gesundheit-2030/nachhaltigkeit/klima-angst-1072176 [11.12.23]
ClimateMind (2023): Überwältigt? 3 Wege aus der Klimaangst. Online: https://climatemind.de/wissenschaft-erklaert/3-wege-aus-der-klimaangst [11.12.23]
Der Standard (2019): Klima-Angst: Ein neues Problem junger Menschen. Online: https://www.derstandard.at/story/2000112038870/klima-angst-ein-neues-problem-junger-menschen [11.12.23]
Hybner, Laura (2023): Die Angst vor dem Klima – Was ist Climate Anxiety? Online: https://klimareporter.in/die-angst-vor-dem-klima-was-ist-climate-anxiety [11.12.23]
IPCC (o. J.): The Intergovernmental Panel on Climate Change. Online: https://www.ipcc.ch [11.12.23]
Lehner, Katja (2023): Wenn die Klimakrise ins Bewusstsein drängt. Online: https://orf.at/stories/3325256 [11.12.23]
Schreiber, Melody (2021): Addressing climate change concerns in practice. Online: https://www.apa.org/monitor/2021/03/ce-climate-change [11.12.23]