Im Juli habe ich meine dreiteilige Themenreihe „Wo ist mein Platz in der Welt?“ mit dem Thema Selbstfürsorge begonnen. Selbstfürsorge ist allerdings ohne Unterstützung durch andere, ein optimales Zeitmanagement und die Entscheidung, für sich selbst zu sorgen, nicht möglich. Zugehörigkeit und das Vertrauen darauf, in einem stabilen sozialen Netz verhaftet zu sein, sind die Basis für eine gelingende Selbstfürsorge – insbesondere für Menschen, die für andere (z. B. Kinder, Ältere) verantwortlich sind und Betreuungspflichten haben.
Zugehörigkeit und soziales Netz: das menschliche Bindungsbedürfnis
Dass der Mensch als soziales Wesen in seinem Innersten das Miteinander anstrebt, habe ich in mehreren Beiträgen betont. Das Bindungsbedürfnis ist die bestimmende Motivation des Menschen von Geburt an. Und ein Leben lang gilt: Selbst jemand, der von sich sagt, am liebsten allein zu sein, wird Phasen in seinem Leben haben, in denen er Unterstützung und Halt benötigt. Spätestens im Alter, das oftmals mit Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit einhergeht, wird ein fehlendes soziales Netz zur Belastung. Daher ist es wichtig, sich bereits während jener Phasen, in denen man nicht unbedingt jemanden bräuchte, mit anderen zu verbinden.
Unterschiede zwischen Menschen, die sich zugehörig fühlen und jenen, die sich nicht zugehörig fühlen
Im Jahr 1996 wurden im Rahmen einer Studie zum Thema Zugehörigkeitsgefühl interessante Ergebnisse erzielt. Jene Teilnehmer:innen, die von einem fehlenden Zugehörigkeitsgefühl sprachen, fühlten sich meist angespannt, traurig, aggressiv, ängstlich, dumm, mutlos, allein. Teilnehmer:innen, die sich hingegen zugehörig fühlten, empfanden eher Fitness, Aktivität, Belastbarkeit und Glück. Außerdem erlebten sie den Kontakt zu anderen und andere Menschen eher als liebenswert, sympathisch und zuvorkommend. (vgl. o. A., online)
Selbstverständlich muss die gesunde Zugehörigkeit (Familie, Menschen mit ähnlichen oder gleichen Interessen und/oder Hobbys) von der ungesunden Zugehörigkeit (Sekten oder sektenähnliche Gruppen, Fanatismus u. Ä.) unterschieden werden. Insgesamt „birgt das Zugehörigkeitsgefühl … eine große Chance, friedlich zusammen zu leben. Es muss aber früh beginnen, Wertschätzung, Liebe und eben Zugehörigkeit ist etwa bei Kindern ein Antrieb, es den Vorbildern gleich zu machen. Da also diese Vorbilder die Richtung vorgeben, kann das Gefühl der Zugehörigkeit enormes Potenzial für eine bessere und friedlichere Welt entwickeln.“ (ebda)
Wie entsteht Zugehörigkeit?
Zugehörigkeit kann aktiv verstärkt werden und man muss sich (sehr oft) dafür entscheiden, denn „[o]b wir ein Zugehörigkeitsgefühl aufbauen, hängt … nicht nur von unserer Umwelt ab. Sondern auch von unserer Entscheidung, dazu gehören zu wollen.“ (Ebda)
Anfangs sind es kleine Dinge, die den Unterschied machen, ob wir in Kontakt mit anderen kommen oder nicht (vgl. ebda):
• ein Lächeln
• ein Handschlag
• ein freundlicher Blick
Umgekehrt gilt: „Wer das Signal erhält, dazu zu gehören [sic], seinen Platz in der Gruppe oder Gesellschaft zu haben, der wird sich zugehörig und somit besser fühlen.“ (Ebda) Zahlreiche Studien belegen außerdem, dass Personen in (gesunden) Partnerschaften tendenziell zufriedener sind als jene ohne feste Partnerschaft.
Im September schließe ich meine Reihe, indem ich speziell auf das Zugehörigkeitsgefühl unter Kindern und auf Schulangst sowie Schulwechsel eingehe.
Quelle:
o. A., online verfügbar: https://akademie-individualpsychologie.ch/zugehoerigkeit-eine-grundlegende-notwendigkeit/
Bilder:
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