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Embodiment bei Enkopresis und Enuresis

Im Mai habe ich in den Begriff des Embodiment eingeführt. Die Wechselwirkung von körperlichem und seelischem Zustand kann beispielsweise durch gezielte Übungen beeinflusst werden. Unser Nutzen des Verständnisses von Embodiment liegt darin, auf die verbindenden Mechanismen zuzugreifen, sobald wir darüber Bescheid wissen. 

Enkopresis (Einkoten) und Enuresis (Einnässen) sind Ausscheidungsstörungen, die manchmal körperliche und manchmal psychische Ursachen haben. Wenngleich die Entstehungsursachen beispielsweise der Enkopresis ungeklärt sind, wirken „psychische, soziale und biologische Faktoren ursächlich und aufrechterhaltend“ (Eder et al., 2013, S. 54). Bei der Behandlung dieser Krankheitsbilder die positiven Nutzungsmöglichkeiten von Embodiment einzubeziehen, könnte zu einer Erleichterung führen. Leider gibt es aktuell keine Studien in diese Richtung, weshalb dieser Artikel weitgehend auf persönlichen Erfahrungen basiert. 

Doch bereits Übertragungseffekte einer Körperhaltung auf das psychische System weisen in die richtige Richtung. Da Untersuchungen zu Embodiment bestätigen, dass eine bestimmte Körperhaltung die Emotionslage direkt und unbewusst beeinflusst, können wir umgekehrt über (Muskel-)Übungen gezielt an unpassenden Emotionen arbeiten.

Durch Körperarbeit können Reaktionen wie Tabu, Scham und Ekel bearbeitet werden, die unsere Entleerungspraktiken willkürlich und unwillkürlich beeinflussen und sich auf Therapierende wie Betroffene (Kinder und/oder Erwachsene) gleichsam verteilen. Dadurch können beispielsweise Stigmatisierung und Tabuisierung, die in Hinblick auf das Einkoten eher vorhanden sind als im Vergleich zum Einnässen (von Gontard et al., 2011), entschärft werden. 

 

Einen weiteren Hinweis auf den Nutzen von Embodiment und einschlägigen Übungen stellt die Tatsache dar, dass in die Behandlung einer Enkopresis aufgrund des umfangreichen Erscheinungsbildes der Symptome „MedizinerInnen, PsychologInnen/PsychotherapeutInnen oder auch ErgotherapeutInnen einbezogen werden“ (Eder et al., 2013, S. 54).

 

Von Enkopresis oder Enuresis Betroffene wirken in ihrer Körperhaltung oftmals gehemmt, was innerhalb der jeweiligen Therapie im Rahmen von Bewegungstherapie und Körperarbeit bzw. bereits durch „normale“ Bewegung bearbeitet werden kann. Zusätzlich sind häufig unterschwellige Aggressionen und/oder Traurigkeit vorhanden. Durch körperlichen Ausdruck kann es zu einer Selbstregulation kommen, zum Differenzieren und zu der Erfahrung, trotz allem Macht über den eigenen Körper zu haben, was im Sinne von Embodiment zu einer gelingenden Wechselwirkung führen und die Betroffenen psychisch wie körperlich stärken kann. Der Einfluss negativer, destabilisierender äußerer Erfahrungen könnte in der Folge verringert werden.

Übungen zur Körperwahrnehmung

Um die Kontrolle über Körper und Emotionen (wieder-)erlangen zu können, erweisen sich die folgenden Körperwahrnehmungsübungen als hilfreich. 

1. Auf die Atmung konzentrieren

Um sich auf den Körper zu fokussieren und auf die weiteren Übungen einzustimmen, können Atemübungen unterstützend wirken: langes Ein- und Ausatmen, gezieltes Spüren des Brust- und Bauchraumes (mit geschlossenen Augen).

2. Konzentration auf eine bestimmte Körperstelle/einen Muskel

Die Aufmerksamkeit nur auf eine Körperstelle oder einen Muskel richten und dann – wenn gewünscht – langsam den gesamten Körper sowohl (gefühlt) innen als auch außen „durchwandern“. 

3. Empfindung festhalten

Wie fühlt sich dieser Teilbereich des Körpers an, wenn die Aufmerksamkeit nur auf ihm liegt?

4. Den Boden fühlen

Wie fühlt es sich unter den Fußsohlen an, wo beginnt der Boden, wo der Körper? 

5. Allgemeine Bewegungseinheiten nach persönlichem Interesse: Yoga, Shiatsu, Spazierengehen, Radfahren u. Ä.; aber auch Physio- und Ergotherapie

 

 

Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie mich gern!

 

 


Literatur:

Eder, Sigrun, Klein, Daniela & Lankes, Michael. (2013). Volle Hose. Einkoten bei Kindern: Prävention und Behandlung. (Band 1). Salzburg: edition riedenburg.

Gontard, Alexander von. (2011). Enkopresis. Erscheinungsformen – Diagnostik – Therapie. (2., vollst. überarb. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.

 

Bilder:

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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

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