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Auftakt zur Reihe „Resilienz: Das ‚Immunsystem‘ der (Kinder-)Seele stärken“ – Sechs Resilienzfaktoren

Resilienz I:

Das „Immunsystem“ der (Kinder-)Seele stärken – Sechs Resilienzfaktoren

 

Resilienz meint die innere Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Ein Kind braucht dafür ein Repertoire an Eigenschaften und Fähigkeiten, das es ihm ermöglicht, sich aus eigener Kraft über Rückschläge und Herausforderungen hinwegzusetzen, für sich selbst einzustehen und zu wachsen.

 

Es ist immer wichtig, unser inneres Immunsystem zu stärken, allerdings erscheint es angesichts der aktuellen Corona-Pandemie noch essenzieller als sonst, die inneren Abwehrkräfte unserer Kinder bestmöglich zu unterstützen. Daher greife ich dieses Thema auf und werde mich bis Mai damit beschäftigen.

Im Fokus stehen die zentralen Faktoren, die resiliente Menschen ausmachen, sowie praktische Ratschläge für Herangehensweisen für Eltern und Bezugspersonen.

 

Resiliente Kinder …

  • ·         … können eigene Gefühle und die von anderen erkennen und einordnen.
  • ·         … können eigene Gefühle kontrollieren, regulieren oder bei Problemen um Rat bitten.
  • ·         … erkennen eigene Stärken und Kompetenzen.
  • ·         … holen bei Schwierigkeiten Hilfe.
  • ·         … scheuen sich nicht vor sozialem Kontakt.
  • ·         … entwickeln Strategien zur Problemlösung und können diese auf ähnliche Situationen übertragen.
  • ·         … sind eher in der Lage, Belastungen und schwierigen Lebenssituationen standzuhalten und sogar an ihnen zu wachsen.

 

Resilienz ist nicht immer gleich ausgeprägt, sondern eine variable Größe, die in einem Bereich stärker und in einem anderen schwächer sein kann. Die Resilienz von Kindern und Erwachsenen unterscheidet sich nicht voneinander. Doch wer als Kind resiliente Eigenschaften entwickelt, kann im gesamten Lebensverlauf darauf zugreifen.

 

„Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“

(angebl. Johann Wolfgang von Goethe)

 

Das Zitat zeigt, was auch die Resilienzforschung belegt: In der Entwicklung sind zwei Dinge wichtig – Beziehung und Freiheit. D. h., Eltern sollen ihren Kindern etwas zutrauen, ihnen aber stets die Sicherheit geben, sich jederzeit an sie wenden zu können. Die sichere Bindung, die einem Kind Urvertrauen gibt, ist der zentrale Faktor für die gesunde Entwicklung von innerer Widerstandskraft und Resilienz.

 

Laut Resilienzforschung gibt es sechs Resilienzfaktoren, die grundlegend für die Entwicklung von Resilienz sind und die wie folgt gefördert werden können:

  1. Selbst- und Fremdwahrnehmung: sich selbst und seine Gefühle verstehen. Benötigt wird verbale und nonverbale Ausdrucksfähigkeit, um sich selbst und Empfindungen mitteilen, soziale Kontakte knüpfen und Konfliktsituationen vorbereitet begegnen zu können. Hilfreich: Vorlesen, Bücher (gemeinsam) anschauen und sich über den Inhalt austauschen; Spiele und Bücher zum Thema „Emotionen“, wo gemeinsam erfahren wird, welche Gefühle es überhaupt gibt
  2. Selbststeuerung und -regulation: die Fähigkeit, mit eigenen Gefühlen konstruktiv umgehen zu können. Hilfreich: Verständnis für das Kind in all seinen Gefühlslagen; Aufzeigen von Lösungswegen; Anerkennen der Gefühle des Kindes mit Zulassen derselben (erst in einem ruhigen Moment über negative Gefühle und Wutanfälle sprechen); emotionale Bewältigungsstrategien (Sport, Kunst, Gruppenveranstaltungen, Kurse nach jew. Interesse, Kontakt zu Tieren)
  3. Selbstwirksamkeit(-serwartung): Kinder erfahren, dass sie etwas beitragen und leisten können, das anerkannt wird. Hilfreich: Kinder selbstständig etwas machen lassen, altersabhängige Entscheidungen treffen lassen (z. B.: Was ziehe ich an? Welchen Teller nehme ich?); Kunst- und Bauwerke nicht sofort wegräumen, sondern eine gewisse Zeit stehen lassen, Zeichnungen aufhängen, Komplimente machen, auf Stärken und Kompetenzen des Kindes hinweisen; bei Aktivitäten und Interessen des Kindes tatsächlich selbst Interesse zeigen, zuschauen, sich für die Themen des Kindes interessieren
  4. Soziale Kompetenzen: andere Menschen (emotional) verstehen können, auf andere zugehen, empathisch sein. Hilfreich: Bezugspersonen, die klar im Ausdruck sind (Emotionen stimmen mit Mimik, Gestik und Gesagtem überein); offene Gespräche über positive wie negative Gefühle; dem Kind klar vermitteln, dass es jederzeit seine Bezugsperson um Hilfe bitten und sich ihr anvertrauen kann
  5. Problemlösefähigkeit: Das Kind vertraut darauf, Lösungen selbst zu finden, weiß aber, dass es jederzeit Hilfe bekommt, wenn es nicht weiterweiß. Problemlösekompetenzen und Selbstvertrauen entwickeln Kinder, wenn sie zwar Hilfe erhalten, aber nur so wenig wie nötig (M. Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun“). Hilfreich: dem Kind etwas zuzutrauen und es ausprobieren lassen; z. B. Kinder beim Spielen nur beobachten, ohne einzugreifen (sofern keine Gefahr besteht); das Kind aktiv in Entscheidungen und Planungen einbeziehen, es um seine Meinung bitten, ihm zeigen, dass es ernstgenommen wird
  6. Bewältigungskompetenzen bei Stress: Das Kind kann (sich selbst) Grenzen setzen und kennt die eigenen Grenzen genau; Stresssituationen werden eingeschätzt, bewertet und (alleine oder nach Selbsteinschätzung mit Hilfe) bearbeitet. Hilfreich: Erlebnisse gemeinsam reflektieren, besonders Stresssituationen oder negative Erlebnisse besprechen; Gespräch bei Tagesabschluss über den Tag: Was war heute besonders schön? Und was war nicht so toll? War etwas richtig blöd? (dabei versuchen, das Gespräch positiv zu beenden)

 

Abbildung: Resilienzfaktoren (Fröhlich-Gildhoff, K.; Rönnau-Böse, M.: Resilienz. 2. durchges. Aufl. 2011, S. 42)
Abbildung: Resilienzfaktoren (Fröhlich-Gildhoff, K.; Rönnau-Böse, M.: Resilienz. 2. durchges. Aufl. 2011, S. 42)

 

Im April und Mai gehe ich darauf ein, wie wir die innere Widerstandsfähigkeit unserer Kinder im Alltag stärken können. In den Fokus setze ich dabei praktische Hinweise, welche Verhaltensweisen und Handlungen hilfreich sind, um das seelische Immunsystem der Kinder zu unterstützen, und auf welche Gewohnheiten wir bestenfalls verzichten sollten.

  

Auf meiner Homepage finden Sie nicht nur die einzelnen Themen, zu denen ich Unterstützung und Übungen anbiete, sondern auch unterschiedliche psychotherapeutische Methoden erläutert, mit denen ich arbeite. Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie mich bitte gerne. 

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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

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