In den letzten Beiträgen konnte ich zeigen, dass die (Psychodrama-)Gruppentherapie u. a. lehrt, Inneres ins Äußere zu holen. Das hat allerdings die Frage aufgeworfen, was „das Innere“ überhaupt ist. Dieser Beitrag beschäftigt sich deshalb mit der Thematik innerer Erlebniswelten und hier insbesondere mit dem sogenannten „Inneren Kind“, das diese uns innewohnenden Gefühls-, Erinnerungs- und Erfahrungswelten repräsentiert.
Der Begriff des „Inneren Kindes“ steht für eine innere Welt von Gefühlen, Erinnerungen und Erfahrungen, mit der wir in der Kindheit konfrontiert wurden. Zentral ist die Aussage, dass alles, das in der Kindheit erlebt und erfahren wurde, die Basis dafür bildet, was jedem Menschen im Leben wichtig ist und bleibt. Dieses „Innere Kind“ sitzt in unserer Psyche und bestimmt grundlegend, wie wir uns verhalten – wobei wir in zahlreichen Situationen unseres Lebens eher emotional als verstandesorientiert handeln. Nicht die Vernunft leitet uns oftmals an, sondern eine eigene Wahrheit, die beeinflusst wird von unserem „Inneren Kind“ und entstanden ist durch unsere Emotionen, Wahrnehmungen, das Er- und Gelernte. Das „Innere Kind“ kann unsere Lebendigkeit repräsentieren, intensive Gefühle wie ausgelassene Freude zulassen, aber auch grenzenlosen Schmerz, Erfahrungen sowohl mit Glück als auch mit Traurigkeit, den Auswirkungen unseres Handelns nach Intuition und Ähnliches.
Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut können uns geprägt haben und tief in uns verankert sein. Sie führen manchmal dazu, dass die Kommunikation zu unserem „Inneren Kind“ belastet oder ganz verloren gegangen ist. Doch anders, als es die Bezeichnung vermuten lässt, ist die Auseinandersetzung mit dem „Inneren Kind“ nichts, das sich in der Vergangenheit abspielt, sondern sie ist gegenwärtig. Bestehen in der Gegenwart Schwierigkeiten, fühlt man sich belastet oder eingeschränkt, kann dies an der Verletztheit und Verletzlichkeit unseres „Inneren Kindes“ liegen.
In diesem und in verwandten Fällen soll die Arbeit mit dem „Inneren Kind“ dazu beitragen, Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen – um sich in seiner Ganzheit zu erfahren. Vor einem Jahr bin ich im Beitrag „Wenn die eigene Kindheit eine Herausforderung war“ beispielsweise auf „Erwachsene Kinder von Alkoholikern oder/und aus dysfunktionalen Familien“ eingegangen, denen u. a. die Beschäftigung mit ihrem „Inneren Kind“ helfen kann (siehe dazu auch Tian Dayton, The Grief of the Inner Child).
Doch es können nicht nur traumatische Erlebnisse durch die Auseinandersetzung mit Themen des „Inneren Kindes“ bearbeitet werden, sondern das Annähern an unser „Inneres Kind“ stärkt uns in vielgestaltiger Hinsicht. Positive Erfahrungen aus der Kindheit können ins Bewusstsein gehoben und als Stärkung für unser Selbst verwendet werden, und andererseits kann negatives Erleben, wie beispielsweise fehlende Nähe zu Bezugspersonen in der Kindheit, zugänglich gemacht werden, um sich selbst dem eigenen, gekränkten „Inneren Kind“ heute emotional zuzuwenden, wodurch Verletzungen aus der Kindheit, die sich in uns manifestiert haben, heilen.
Auf meiner Homepage finden Sie nicht nur die einzelnen Themen, zu denen ich Hilfe anbiete, sondern auch unterschiedliche psychotherapeutische Methoden erläutert, mit welchen ich arbeite.
Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie mich bitte gerne.